Vor lauter Vorsicht die Freude verlieren?

Der Durchschnittsdeutsche ist von Natur aus vorsichtig und auf Sicherheit bedacht. Doch wo fängt die Vorsorge an, den Spaß zu verdrängen? Gerade an Weihnachten und Silvester verging kein Tag, an dem mir diese Frage nicht in den Kopf schoss.

Dabei ist es jedes Jahr desselbe: Bereits am Tag des ersten Schneefalls sind die Zeitungen voll mit Rechten und Pflichten des Bürgers. Es wird durchdekliniert, wann der Hausbesitzer den Gehweg zu räumen hat und ob man den weggefegten Schnee besser auf Nachbars Auto oder gegen die eigene Hauswand kippt. Was passiert, wenn jemand ausrutscht, wer haftet? Und haben die Stadtbetriebe überhaupt genug Streusalz für einen Jahrhundertwinter? Zeitungsüberschriften in großen Lettern: "Ihr gutes Recht im Winter", "Was tun, wenn das Auto zufriert?", "ADAC warnt: Rechtzeitig auf Winterreifen umrüsten!"

Weiter geht es vor den Weihnachtstagen: Gefahrenmeldungen am laufenden Band. Da geht es um brennende Adventskränze, trockene Weihnachtsbäume und mit Chemikalien belasteten Holzschmuck aus Fernost. Offene Gashähne auf Weihnachtsmärkten, überteuerte Produkte an diversen Buden und mit Ethanol verseuchter Glühwein ergänzen das mediale Bild der 'tickenden Zeitbombe Weihnachten'.

Wem es gelingt, all das auszublenden, der wird spätestens an Silvester auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Gefährliche Böller aus Polen, 'Flatrate-Partys', auf denen sich ins Koma gesoffen und geprügelt wird sowie Paragrafen über erlaubte und nicht erlaubte Lärmbelästigung in den Stunden vor und nach dem Silvesterfest. Ganz am Ende folgt noch der Geheimtipp, doch bitte nicht strunzbesoffen am Feuerwerk herumzuhantieren, es könnte gefährlich sein. Wie gut, dass es mir jemand gesagt hat!

Ich gebe zu, dass es wichtig ist, über Gefahren zu informieren und vor möglichen Risiken zu warnen, aber manchmal würde ich mir für die ansonsten vorbildlichen Deutschen etwas mehr südländische Gelassenheit und gesunden Menschenverstand wünschen. Als Rheinländer heißt das für mich: Einfach etwas mehr 'Spaß an der Freude'. Mögliche Unfallquellen beseitigen und danach ausgelassen feiern. Punkt. Die Medien sehen das wohl anders und melden im Stundentakt, was, wann, wo, wie und warum an den Festtagen mal wieder schiefgegangen ist bzw. - was ich viel schlimmer finde - schiefgehen könnte.

Da bleibt einem nur die Möglichkeit, sich in seinem Zimmer einzuschließen und den Festivitäten zu entsagen. Schon im Sommer Streusalz kaufen, auf Adventskranz und Weihnachtsbaum verzichten, das Geböller lieber gleich sein lassen und sich freuen, dass man Anfang Januar noch lebt. Ich frage mich, wann es wohl 2013 wieder losgeht mit der Panikmache und den lauernden Gefahren an jeder Ecke. Aber keine Sorge! TV und Zeitungen werden uns rechtzeitig 'informieren'.

Der Feuerwehrmann erklärt zum 100. Mal, dass der Eimer Wasser neben dem Baum nicht fehlen sollte und große Mengen Schwarzpulver eigentlich nicht in Silvesterböller gehören. Meldungen über Harmonie und Besinnlichkeit tauchen hingegen eher spärlich auf. Wie wär's denn mal mit andächtiger Einstimmung und ein paar Weihnachtsliedern? Allerdings sollten diese nicht zu laut gestellt werden, die Nachbarn wissen schließlich genau, ab welcher Dezibelgrenze sie die Polizei rufen müssen. Den Medien sei Dank. Vermutlich liegt das Messgerät schon bereit...

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