Lug und Trug im Internet

Jeder Kunde, der sich ein bisschen mit dem Einkaufen im Internet auskennt, kennt auch die Problematik von gefälschten Kundenrezensionen. Doch der Fehler steckt nicht selten im System.

Seit es die Möglichkeit gibt, Produkte und Dienstleistungen im Internet zu bewerten, wächst auch der Markt für den Handel mit manipulierten Rezensionen. Es gibt sogar Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, geschönte Kundenmeinungen zu "generieren", wie es verharmlosend heißt. Da gibt es dann den Herrn XY, der in einem Monat 100 Bücher gelesen haben will und diese - oh Wunder - alle super findet. 100 Bücher in 30 Tagen? Das ist wohl kaum machbar. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass Herr XY offenbar ausschließlich Bücher eines bestimmten Verlages konsumiert. Spätestens dann sollte man stutzig werden.

Doch auch die Bewertungssysteme an sich sind irreführend. Nehmen wir das Beispiel Amazon: Man kann einem Produkt dort zwischen 1 (schlecht) und 5 (gut) Sternen geben. "Was ist denn daran falsch?", wird sich so mancher Amazon-Freund fragen. Ganz einfach: Es gibt keine 0-Sterne-Bewertungsmöglichkeit! Bekommt ein Produkt 3 Sterne, hat es eigentlich eine durchschnittliche Bewertung erhalten ((1+2+3+4+5) / 5 = 3). Optisch suggerieren diese 3 Sterne aber eine überdurchschnittliche Bewertung, da der 'Sternenbalken' rechts der Mitte endet ('XXXxx'). Amazon freut's, denn die angeboteten Produkte wirken dadurch automatisch hochwertiger und kaufwürdiger, da sie den ersten Stern quasi 'geschenkt bekommen'. Das System dahinter entzieht sich jeder Logik: Wieso muss man einen Stern vergeben, wenn man das Produkt absolut nicht empfehlen würde? Auch diese Antwort ist einfach: Weil es nicht anders geht.

Amazon ist nicht das einzige Portal, das mit solchen kleinen Tricks arbeitet. Andere haben längst nachgezogen. Manche eBay-Verkäufer schicken inzwischen mit jeder Lieferung ein zusätzliches Schreiben an ihre Kunden und bitten um eine 5-Sterne-Bewertung, auch wenn die Abwicklung mangelhaft war. 'Man könne es ja immer noch regeln', heißt es dann, 'man könne den Kunden auf andere Art und Weise entschädigen, aber bitte bloß keine 4 Sterne!' Klar, für einen eBay-Verkäufer hängt viel von der Kundenmeinung ab. Jene, die einen gewissen Prozentsatz an negativen Bewertungen überschreiten, haben kaum mehr eine Chance, ihre Sachen an den Mann zu bringen. Genau das ist aber doch auch der Sinn dieses Bewertungssystems, vorausgesetzt, die Meinungen werden ehrlich und ungefiltert geäußert.

Auf der anderen Seite gibt es da noch die Problematik der Masse. Ist ein eBay-Verkäufer besonders eifrig und beliefert pro Monat ein paar hundert Kunden, betrügt davon vielleicht zehn ganz bewusst, so fällt sein Bewertungsprofil lediglich um einige wenige Prozentpunkte ab. Statt 99% zufriedener Kunden hat er dann vielleicht 'nur noch' 96%. Doch auch 96-prozentige Zufriedenheit klingt noch nach einem vertrauenswürdigen Händler.

Ich halte dieses verzerrte Bild aus mehreren Gründen für denkwürdig. Zunächst, weil Betrug grundsätzlich kein Kavaliersdelikt ist und sich niemand damit brüsten sollte, seine Kunden an der Nase herumzuführen. Des Weiteren sorgen Beschönigungen - bspw. in Bezug auf die Qualität - für minderwertigere Produkte und damit letzten Endes automatisch für mehr Abfall im Sinne der Wegwerfgesellschaft. Zu guter Letzt darf man auch die Preisgestaltung nicht vergessen: Die Produktqualität wird mit Hilfe von Scheinbewertungen sukzessive heruntergefahren, meist bei gleichbleibenden Preisen. Einziger Profiteur ist der Handel. Verlierer sind - wie so oft - die Verbraucher und - noch viel schlimmer - die Akkordarbeiter, die für ausreichend Nachschub zu sorgen haben. Da verwundert es nicht, wenn viele Produkte - und zum Abschluss darf ich Bernd Stromberg zitieren - "nur noch von 12 Uhr bis Mittag halten" und sich die Chinesen denken: "Komm, für die blöden Rundaugen schrauben wir einfach mal einen Schrotthaufen zusammen!"

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