Ganz oder gar nicht? Wie wär's mit 'ein bisschen'?

Ich setze mich immer dafür ein, beim Kleidungskauf auf fair gehandelte Ware zu achten. Neulich 'erwischte' mich ein Bekannter: Ich trug ein in China produziertes Marken-Polo-Shirt. Er stänkerte: "Was ist denn mit Deinem Polo-Shirt der Marke X? Das könnte auch von Kindern genäht sein!"

Er lächelte triumphierend, denn er hatte eine Lücke in meinem 'Weltverbesserungsplan' entdeckt. Und dann das: Der ökologische Politiker fährt sogar einen sportlichen Kleinwagen: "Was ist mit dem Auto da draußen? Ist das etwa umweltfreundlich?" Skandal! Wo ist die Bild-Zeitung? Auch mein Verhalten als 'Flexitarier' wurde bereits kritisiert: "Du isst trotzdem ab und zu Fleisch? Wie unehrlich!" Politiker der Grünen mussten sich schon vorwerfen lassen, dass sie nicht mit dem Fahrrad zum Bundestag fahren. Dabei heißen solche Sätze in eine allgemeingültige Formel gepresst: "Ich soll etwas ändern? Solange Andere das nicht konsequent vorleben, ändere ich gar nichts." Übersetzt man das, bedeutet es: "Ich bin zu bequem und rechtfertige meine Bequemlichkeit damit, dass ich die Fehler der Anderen aufzeige". Damit macht man es sich mehr als einfach, denn wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen. Man ermogelt sich somit quasi einen Freibrief für rücksichtsloses Verhalten und schiebt die Schuld dafür obendrein auch noch denen in die Schuhe, die sich zumindest bemühen, möglichst alles richtig zu machen. Die Maxime lautet dann: "Ich fange gar nicht erst an mit so einem Unsinn, dann kann mir hinterher auch keiner vorwerfen, dass ich nicht konsequent genug war." Dabei sind auch kleine Engagements und Verhaltensänderungen eine Verbesserung für die Allgemeinheit! Dann fährt der grüne Politiker eben mit dem Auto zur Arbeit. Na und? Dafür setzt er sich (im Idealfall, ich möchte hier keine Werbung für 'Die Grünen' machen... ;-) ) auch 24h für eine saubere Umwelt ein und entwirft Gesetze, die ein ganzes Land lebenswerter machen, während gerade die Leute, die am lautesten meckern, mit den richtig dicken 'Schiffen' herumfahren, von Politik häufig ohnehin nichts wissen wollen und 'Fehltritte' Anderer zur Steigerung ihres Egos respektive ihres reinen Gewissens missbrauchen. Klar, man sollte immer mit gutem Beispiel vorangehen, sonst wird man eben nicht zu einem 'Multiplikator der guten Sache', wie ich es auf meiner Startseite in Anlehnung an Sebastian Frankenberger formuliert habe. Doch darf man beim 'Projekt Weltverbesserung' nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind und jeder nur jene Änderungen umsetzen sollte, die er mit einem angemessenen Aufwand umsetzen kann, denn auch das gehört zu nachhaltigem Verhalten. Eine Kehrtwende um 180° ist in vielen Fällen auch gar nicht möglich. Denn was soll ich tun? Das Polo-Shirt (das ich schon lange besitze) wegwerfen? Den sportlichen Kleinwagen (den ich zu einer Zeit gekauft habe, als mir der Umweltschutz noch ziemlich egal war) verschrotten? Wäre das nicht noch schlimmer für die Klima-Bilanz? Und ist es nicht ohnehin besser, ehrlich zu sein und auch zu seinen Schwächen zu stehen als ein Scheinprofil seiner selbst zu errichten, so dass man sich am Ende des Tages nicht mehr im Spiegel betrachten kann? Penny McLean beschreibt dies in einem ihrer Bücher sehr treffend; es trägt den Untertitel 'Von der Kunst, du selbst zu sein': Wir sind an dem Punkt angekommen, "wo wir zugeben müssen, dass die Menschheit doch regelmäßig sehr erfreut reagiert, wenn ein ausgewiesener Edel- oder Gutmensch beim Ausleben seiner Schattenseiten erwischt wird." Er wird "von der Allgemeinheit entweder belächelt, angegriffen oder übersehen." In diesem Sinne: Niemand ist perfekt. Und beim nächsten Mal mache ich / machen wir es besser. Ehrlich.

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