Jeder soll selbst entscheiden, ob er religiös sein möchte oder nicht. Dazu gehört auch das Beten. Manch einer betet selten, ein Anderer oft und wieder ein Anderer gar nicht. Doch wie betet man eigentlich wirksam?
"Was ist das denn für eine absurde Frage?", wird sich manch Gläubiger denken. Leider heißt genau so ein Buch, das vor einiger Zeit erschienen ist. Ich habe es nicht gelesen, doch bereits der Titel reichte mir: Es heißt tatsächlich "Wirksam beten". Ich dachte an meine Kindheit zurück, in der meine Gebete regelmäßig mit "Lieber Gott! Bitte mach, dass..." angefangen haben. Da fanden dann schon mal das Videospiel ("bitte mach, dass ich es zum Geburtstag bekomme") oder der Wunsch nach gutem Wetter darin Platz ("bitte mach, dass nächste Woche im Urlaub die Sonne scheint"). Als Kind mag einem Gott so allmächtig vorkommen, dass man ihn gerne als Wunscherfüller anruft. Doch als erwachsener Mensch? Sollten wir im Gebet nicht darum bitten, eigene Kraft zu gewinnen, um erwünschte Änderungen selbst durchführen zu können? "Wirksam beten", das impliziert die Möglichkeit, so zu beten, dass man damit eine sofortige Wirkung erzielt. Vermutlich folgt 'wirksames Beten' sogar einem Schema: 'Ich wünsche mir XY. Wenn ich so und so bete, dann geht es in Erfüllung', wie eine mathematische Gleichung oder ein technisches Gerät: Ich stelle schmutziges Geschirr hinein und wenn ich die richtige Tastenkombination drücke, kommt es gespült wieder heraus. Doch ich gehe davon aus, dass sich der liebe Gott nicht so einfach an der Nase herumführen lässt, als sei er Merlin, der Zauberer. Gott ist keine Spülmaschine. Daher wäre mein Vorschlag, besser ehrlich und aufrichtig zu beten, dann kommt die erwünschte 'Wirksamkeit' im Idealfall von ganz allein. Leider passt dieser Buchtitel zu einer immer wissenschaftlicheren Sicht der Welt: Effizienzwahn, bloß keine Zeit verlieren, aus allem das Optimum herausholen. "Ein Gebet, einfach um des Gebets Willen? Keine Zeit! Keine Lust! Was bringt mir das denn? Da bete ich lieber gleich wirksam!" Aus diesen Gründen möchte ich auch keine weitere Zeit mit dem Schreiben dieses Blogartikels verlieren, also schicke ich schnell ein Abschlussgebet in Kinderform gen Himmel: "Lieber Gott! Bitte mach, dass Menschen ihre Gebete nicht aus Eigennutz an Dich richten oder Dich mit Unwichtigkeiten belasten." War das jetzt wirksam? Ich weiß es nicht.
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