Opposition ist Mist. Das sagte einst Franz Müntefering von der SPD. Als hätte es seine Partei zur nächsten Bundestagswahl nicht schon schwer genug, muss die CDU in Form der Jungen Union mal wieder kräftig draufhauen. Meine Damen und Herren, es sinkt für Sie: Das Niveau!
Dabei ist die Idee der Jungen Union (JU), die Opposition ohne Inhalt einfach 'plattzureden', nicht neu. Einst postulierte sie, Rot-Grün sei - ich zitiere - "für'n...", daneben die Abbildung einer Rolle Toilettenpapier mit SPD- und 'Die-Grünen'-Logos (siehe Bild links). Obwohl Wahlplakate dieser Art sonst eher eine Domäne der Piratenpartei sind, schien die JU davon auszugehen, dass sich mit dieser 'frechen' Idee junge Wähler angeln ließen. Darüber habe ich lange nachgedacht, doch das Einzige, was mir beim Anblick des Plakates in den Sinn kam, war die Frage: "Hat die Junge Union das nötig? Haben die denn keine Inhalte?"
Die neueste 'Vorzeigeaktion' geht in eine ähnliche Richtung: Die JU NRW hat dazu aufgerufen, sich möglichst witzige Wortspiele mit dem Vornamen des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück auszudenken und diese zuzuschicken. Zu diesem Zweck wurde sogar eigens eine Internetseite eingerichtet. Die jungen Christdemokraten gehen anscheinend davon aus, besonders pfiffig zu sein und berufen sich auf die Aussage Steinbrücks, Wahlkampf solle auch Spaß machen. "Boah", habe ich mir gedacht, als ich davon erfuhr, "jetzt haben sie es Peer Steinbrück aber gezeigt! Mit den eigenen Waffen geschlagen!" Als der erste Anflug von Ironie verzogen war, blieb nur noch ein enttäuschtes "Wie billig!" in meinen Gedanken zurück.
Kreationen wie "ProblemPEER" oder "FinanzPEERorismus" - Bruahaha, Schenkelklopfer! - haben zwar für Einige durchaus ihren Reiz und ich bin weiß Gott keine Spaßbremse, trotzdem finde ich, dass man solche Aktionen eigentlich anderen einschlägigen Parteien oder lieber gleich den sogenannten Satire-Sendungen (die von der Idee des 'Bashings' leben) der deutschen TV-Landschaft überlassen sollte. Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Wenn die JU für sich beansprucht, christlich zu sein (CDU), sollte sie dann nicht auch für sich beanspruchen, fair mit der Opposition umzugehen, anstatt mit Effekthascherei und einem jugendlichen Anstrich einzelne Personen schlechtzureden? Sollten Fairness und der Austausch von Sachargumenten nicht der wahre Kern der Politik sein? Oder ist Deutschland wirklich schon so weit, dass Wahlkampf nur dann Spaß macht, wenn er möglichst groß, bunt und inhaltslos ist? Willkommen in Amerika!
Zielgruppe der Aktion ist hauptsächlich die sogenannte 'Online-Community', Verlinkungen zu sozialen Netzwerken bestehen en masse; mich erinnert das Ganze leider ein bisschen an Horst Seehofer und seine missglückte Facebook-Party. Doch lassen wir den 'modernen Konservativen' von morgen den Spaß, einen Tabubruch begangen zu haben - Was für Revoluzzer! - und freuen uns auf neue, unfassbar lustige Wortspiele. Auf dass sie zur politischen Kultur in Deutschland beitragen mögen. Denn zu hoch möchte ich das Thema eigentlich gar nicht hängen, vielleicht hat es die JU vor lauter Wahlkampfeuphorie einfach nur 'üPEERtrieben'.
Sekunde, da unten liegt was... sieht komisch aus... ahhh, das Niveau! Ich hatte es kurz verloren.
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