Political Correctness reicht bis zum lieben Gott - oder bis zur lieben Göttin?

Das Neue Testament ist ca. 2000 Jahre alt, das Alte Testament noch älter. Trotzdem haben ein paar Menschen und Menschinnen vor einigen Jahren beschlossen, die Texte seien nicht politisch korrekt und prompt einen überarbeiteten Text auf den Markt gebracht.

Doch wer sind diese Leute, die vor lauter politischer Korrektheit übersehen, dass eigentlich alle Texte, die älter sind als einige Jahrzehnte, politisch unkorrekt sind? Es sind 52 Bibelwissenschaftler/innen(!) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In fünfjähriger Arbeit und unter Zuhilfenahme eines Beirates wurde der gesamte Bibeltext auf eventuelle Diskriminierungen durchgesehen und in eine politisch korrekte Version umgewandelt. Heraus kam die "Bibel in gerechter Sprache". Wer das für einen schlechten Scherz hält, wird spätestens dann eines Besseren (oder auch einer Besseren?) belehrt, wenn er/sie(!) ein Exemplar dieses Machwerkes in der Buchhandlung seines/ihres(!) Vertrauens wiederfindet. Darin: Prophetinnen und... Gott als Göttin.

Als ich davon erfahren habe, musste ich an mein Theologiestudium denken: Eine Methode der Bibelexegese (Auslegung) lautet 'historisch-kritisch'. Ihr zufolge muss jeder Bibeltext in seinem geschichtlichen Kontext gelesen werden. Wenn z. B. die Rede davon ist, Jesus habe übers Wasser gehen können, muss man bedenken, dass Übertreibungen und Glorifizierungen zu der Zeit, als das Neue Testament niedergeschrieben wurde (im 1. Jhd. n. Chr.), an der Tagesordnung und ein beliebtes Stilmittel waren, um Menschen, von denen man besonders begeistert war, in einem ihnen gebührlichen Licht erscheinen zu lassen. Jeder Wissenschaftler / jede Wissenschaftlerin(!), der/die(!) sich damit rühmt, physikalisch bewiesen zu haben, dass es nicht möglich sei, über Wasser zu laufen und damit die 'Lügengeschichte Jesu Christi' entlarvt zu haben, verliert dadurch seine/ihre(!) Basis. Man (und Frau)(!) kann einen so alten Text doch nicht als Tatsachenbericht behandeln! Zur Zeit Jesu gab es patriarchalische Strukturen und eine unbändige Dominanz des Mannes. Das soll nicht heißen, dass das so perfekt war, aber es ist eben 2000 Jahre her. Oder wie weit wollen die emanzipierten Damen unserer Zeit noch zurückrechnen, etwa bis zu den Höhlenmenschen? Auch bei denen war es unfair, dass der Mann jagen ging und die Frau in der Höhle Kind und Speisen bewachte. Wieso gehen wir nicht hin und ändern die jahrtausendealten Höhlenmalereien ab? Die Frau mit Speer und der Mann am Kochtopf. Oder doch lieber beide in der Höhle? Wer erlegt dann das Mammut?

Doch zurück zur 'gerechten Bibel': Ich glaube nicht, dass sich eine moderne, emanzipierte Frau daran stört, dass Gott als Mann dargestellt wurde. Was kommt als nächstes? Die Afrikaner, die monieren, Jesus hätte auch schwarz sein können? Die Vegetarier, die sich beschweren, beim letzten Abendmahl habe es u. U. Fisch gegeben (der Gedanke an Jesus vor einem Tofu-Burger ist einfach zu lustig... :-))) )? Oder doch die zum harten Kern gehörenden Extrem-Ökologen, die gerne erwähnt hätten, Jesu Gewand sei aus Bio-Baumwolle von zertifizierten EU-Betrieben hergestellt worden, ganz zu schweigen von dem Kork in seinen Latschen?

Lassen wir doch die Kirche im Dorf und damit Begriffe und Zustände in ihrer jeweiligen Zeit, dann bliebe uns nicht nur viel Arbeit, sondern auch die ewige Diskussion um (unangebrachte) politische Korrektheit erspart. Ich fühle mich übrigens auch diskriminiert, denn wieso heißt es DIE Korrektheit, sind wir Männer etwa nicht korrekt? Ich fordere eine sofortige Änderung des Duden: "Kor I rekt I heit, die (pol. korr. auch 'der', besser 'das'); -"

Die 10 kleinen Negerlein, Pipi Langstrumpfs Vater (der "Negerkönig") und jetzt auch der liebe Gott! Sie alle sind Opfer einer völlig überzogenen 'Political Correctness' geworden, bei der die Menschen vor lauter Gerechtigkeit (die ich grundsätzlich befürworte) vergessen, dass es auch mal andere Zeiten und Sitten gegeben hat, in denen Begriffe nun mal so oder so gebraucht worden sind. Oder muss auch Goethes Faust bald dran glauben und sich zur Fäustin machen lassen? Hoffentlich nicht! Mich wundert, dass die Katholische Kirche dieses Werk noch nicht verboten hat, schließlich kommen der Teufel und eine Walpurgisnacht darin vor; letztere symbolisiert eigentlich alles, was man heute unter 'Sex, Drugs & Rock'n'Roll' zusammenfassen würde. Wieso hat Alice Schwarzer sich noch nicht gemeldet? Gretchen ist im 'Faust' doch auf chauvinistische Weise zum Lustobjekt verdammt. Und warum ist es ein Teufel und nicht eine Teufelin? Und überhaupt: All die Helden aus der Literatur des Mittelalters, alle männlich! Skandal! Vielleicht war Iwein auch eine Iweinin, König Arthus eine Königin oder Siegfried eine Siegfriedin? Wer weiß?

So, genug geschrieben, das Tippen macht hungrig. Ich werde jetzt frühstücken. Man reiche mir zum Ei... die Salzstreuerin!

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