Motorsport oder Umweltschutz? Das ist hier die Frage.

Als ich heute Morgen aufwachte, sah ich neben meinem Bett zwei Zeitschriften liegen. Die eine propagiert grenzenlosen Fahrspaß, Benzinverbrauch und packenden Motorsport als Bereicherung der Lebensfreude, die andere berichtet über Projekte und Bemühungen für eine nachhaltigere Lebensweise. "Wie kannst Du nur so unehrlich sein", fragte ich mich selbst, "schließt das Eine das Andere nicht aus?" Doch im nächsten Moment fasste ich einen Beschluss.

Lamborghini Gallardo
Ein Lamborghini Gallardo. Objektiv betrachtet unnötig, aufgrund seiner geringen Stückzahlen aber sicher nicht das größte Umweltproblem auf dieser Erde.

Wer jetzt denkt, ich hätte die Autozeitschrift in einem Anflug von Gutmenschentum in den Mülleimer gepfeffert, der irrt. Im Gegenteil: Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, mir die Themen 'Motorsport' und 'Fahrspaß' auf die Fahne zu schreiben und zwar, obwohl ich sonst eher 'ökologisch unterwegs' bin. Mein Beweggrund: Ich möchte dem (durchaus sinnvollen) Verzicht und allen Aufrufen zu verantwortungsvollem Handeln ein klares Ja zur Lebensfreude gegenüberstellen.

Leider höre ich immer häufiger - von Freunden, in der Zeitung, im Fernsehen, bei Stammtischen -, dass sich nur wenige Menschen vorstellen könnten, alle Bereiche ihres Lebens auf Nachhaltigkeit, Ökologie oder ganzheitliches Handeln zu überprüfen. Sie fragen zurecht: "Wo bleibt denn da der Spaß im Leben?" Als Folge dessen tun viele leider gar nichts und werfen selbst jene Vorsätze wieder über den Haufen, die mit geringen Einschränkungen zu bewerkstelligen gewesen wären. Diese Denkweise ist kontraproduktiv und mündet leider allzu oft ins genau Gegenteil: Das Leben wird uneingeschränkt genossen, "die Verantwortung sollen ruhig Andere tragen".

In diesem Zusammenhang fällt mir einer meiner ersten Blog-Artikel ein (hier klicken, um ihn zu lesen), durch den ich genau das zu verhindern suchte. Wer sich so sehr einschränkt, dass er irgendwann die Lebensfreude verliert, dient letzten Endes niemandem und wird sich nur frustriert von weiteren Bemühungen abwenden. Wem es aber gelingt, ab und an (!) bewusst und lustvoll über die Stränge zu schlagen, der wird es viel leichter haben, langfristig bessere Gewohnheiten zu etablieren. Unter dem Strich kommt dabei ein Plus an Nachhaltigkeit heraus, vielleicht sogar irgendwann - und da spreche ich aus Erfahrung - die Freude am Verzicht; in den meisten Fällen schließen sich Lebensfreude und Verzicht nämlich eigentlich gar nicht aus.

Dennoch soll meine Liebe zu Automobilen und dem Motorsport als Symbol gelten, das Leben - trotz aller bzw. mit allen Nachhaltigkeitsbemühungen - zu genießen, sich nicht 24 Stunden pro Tag zu überwachen, nicht stärker einzuschränken, als man es für gesund erachtet, und nicht jeden 'Ausrutscher' gleich als Misserfolg zu werten. Denn dies führt langfristig nur dazu, dass man sich unvollkommen fühlt und sich mit einem schlechten Gewissen belastet. (Davon abgesehen halte ich Supersportwagen und Autorennen für ein kalkulierbares Umweltrisiko (siehe Bildunterschrift) - alternative Antriebe werden sogar im Motorsport getestet -, was man von anderen 'Freizeitvergnügen' nicht behaupten kann. Stellt man bspw. einem Formel-1-Rennen die CO²-Bilanz einiger Urlaubsflüge gegenüber, wird schnell klar, was ich meine. Doch das nur am Rande, ich möchte hier niemandem seinen Urlaub missgönnen... ;-) )

Daher bleibe ich dabei: Es ist besser, nur ein bisschen zu tun, als gar nichts. Wer nachhaltig unterwegs sein möchte, braucht nicht von heute auf morgen sein ganzes Leben umzukrempeln; es reicht, wenn man im Kleinen beginnt und vielleicht erst mal nur hier und da ein Zeichen setzt. Das eine alte Sprichwort sagt treffend: 'Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.' Das andere fügt hinzu: 'Ein Laster muss der Mensch haben.' In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ganz bewusst viel Freude am Fahren oder an anderen Dingen, die das Leben für sie lebenswert machen. Ein Freibrief für rücksichtsloses Verhalten soll dies aber nicht sein. Es geht - wie so oft im Leben - um das gesunde Mittelmaß und nicht zuletzt um die Befreiung vom Ganz-oder-gar-nicht-Gedanken. Dann dürfen auch gerne 'zwei Seelen, ach, in meiner Brust wohnen'...

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Kommentare: 2
  • #1

    Andreas Recker (Montag, 26 Mai 2014 12:42)

    Jeder hat seinen ökologischen Fussabdruck. Der eine so groß wie es kaum vertretbar ist: SUV, zwei große Hunde, weiter Weg zur Arbeit in der Rüstungsindustrie, Karrierestress und Kinder müssen vom Staat sozialisiert werden (falls noch möglich), und samstags wird der komplette Garten perfekt kurz geschoren.....

    Bewegung ist in vielfältiger Form schon ein Grundbefürfnis. Es ist notwendig und darf auch Spass machen.

    Eine tolle Beschleunigung oder das Dahingleiten in einem hydropneumatisch gefederten Citroën machen mir Spass und ich habe überhaupt kein schlechtes Gewissen, weil ich weiss, dass die großen Sauereien auf einer ganz anderen Ebene in in weit größeren Dimensionen stattfinden.

    Wenn ich nach 22 Jahren immer noch mit Begeisterung den gleichen Citroën BX fahre und mir seit 2 Jahren im Alltag noch einen kleinen C3 mit jemandem teile ist das schon sehr ökologisch.
    Wenn dieser C3 dann als stärkster Diesel 0.5 Liter mehr verbraucht als der kleinste Diesel, sind 4,8 Liter auf 100 km immer noch top. Und Spass macht das Fahren ohne Reue.

    Bei der Markenwahl will ich dabei keinen Konzern untestützen, der von Hitler gegründet wurde und heute seine fetten Gewinne lieber in Zukäufe statt in Innovationen steckt. Muss ich die Marke noch nennen, die das deutsche Strassenbild beherrscht und auch die "freie" Autopresse.
    BMW, hat auch Dreck am Stecken. Siehe Zwangsarbeit, Enteignung jüdischer Firmen, und heute reichlich Spenden an die CDU, damit die CO2-Grenzen nicht so streng ausfallen.
    Die Listen kann beliebig forgesetzt werden...., aber reicht erst mal.

  • #2

    Manuel Dekielinski (Montag, 26 Mai 2014 15:35)

    Lieber Andreas!

    Grundsätzlich stimme ich Dir zu.

    Allerdings sollten wir das Argument 'sollen doch erstmal die größten Umweltsünder anfangen...' nicht zu stark werden lassen, denn auch im Kleinen kann man eine Menge erreichen bzw. zumindest Zeichen setzen und Andere zum Mitmachen anregen... :-)

    Was die große deutsche Marke angeht, die Wagen für das Volk baut (meine Güte, jetzt haben wir's aber bald beim Namen genannt... ;-) ), sehe ich das ähnlich wie Du, würde aber nicht bis zu Hitler zurückgehen, um gegen sie zu argumentieren. Es gibt heute so viele Dinge, die von Hitler beeinflusst/gegründet/erfunden wurden, da müsste man so Einiges wieder abschaffen oder schlechtheißen...
    Dennoch beobachte auch ich die Omnipräsenz besagter Marke mit Sorge und der Frage nach einer 'freien automobilen Presse'.

    Danke für Deinen Kommentar und viele Grüße!

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