Bisher war ich kein großer Anhänger der Kulturkampagne 'Stolberg goes', bei der sich jedes Jahr ein anderes Land in meiner Heimatstadt präsentiert. Doch am vergangenen Wochenende wurde ich positiv überrascht: 'Stolberg goes Afrika' war - nicht nur für mich - ein kultureller Höhepunkt. Und das, obwohl oder auch gerade weil sich gleich ein ganzer Kontinent präsentierte.
Reggae-Klänge in der Altstadt, zahlreiche Workshops und kulinarische Kostbarkeiten des schwarzen Kontinents - von Forschern und Ethnologen zurecht als 'Wiege der Menschheit' betitelt - erfreuten Jung und Alt. Neben urtümlicher Handarbeit, einer großen Portion Lebensfreude und afrikanischer 'Unkompliziertheit' konnte man bei gutem Wetter auch die Reggae-Band 'Jah Culture' erleben.
Reggae-Liebhabern (wie mir... ;-) ) kam diese musikalische Untermalung sicher entgegen. Doch auch der 'typisch deutsche Stadtfestbesucher' (wenn es ihn denn gibt), der - folgt man dem Klischee - sonst eher bei Currywurst und Humbatäterä Discofox tanzt, schien mehr und mehr Gefallen an den exotischen Klängen zu finden. Dennoch mutete es leicht befremdlich an, als ein dickbäuchiger Rentner begann, Weizenbier trinkend und Wiener Schnitzel essend zu Bob-Marley-, Gregory-Isaacs- oder Inner-Circle-Rhythmen zu wippen. Aber an diesem Wochenende war mir das egal.
"Wieso auch eigentlich nicht?", dachte ich und freute mich, dass auch 'Mainstreamler' ihren Spaß am Roots-Reggae hatten, dessen verbindendes Element dadurch eindeutig zu Tage trat. Schließlich fanden sich sogar einige Menschen auf dem alten Markt ein, die - z. T. mit ihren Kindern - ungezwungen tanzten. Bereits die Parade stimmte mit Dancehall-Rhythmen auf die musikalische Reise ein. Dass dabei ebenfalls das eine oder andere Klischee bemüht wurde, sei den Organisatoren verziehen; ein gewisser stereotypischer Beigeschmack war vorhanden, was Trommeln, Masken und Tanz angeht - Deutschland besteht ja auch nicht nur aus schuhplattelnden Lederhosenträgern.
Aber ich will nicht päpstlicher sein als der Papst und die Veranstaltung stattdessen als das betrachten, was sie ist: Ein Instrument zur friedlichen Völkerverständigung. Auch die Solidarität hatte ihren berechtigten Platz. So war u. a. der Stolberger Verein 'Gemeinsam für Tansania e. V.' (www.gemeinsam-fuer-tansania.de) mit einem Stand vertreten. Eine kleine Auswahl meiner Fotos des Ereignisses finden Sie in der Fotogalerie (runterscrollen bis "Stolberg (goes Afrika)").
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