Normalerweise gilt die Binsenweisheit: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und nimmt nur zu gerne 'das, was da ist'. Es gilt also, die Nachfrage umzukrempeln und bewusster einzukaufen. Das ist gar nicht schwer und macht, wenn man sich Zeit nimmt, sogar Spaß.
"Nach der Arbeit noch schnell zum Aldi und ein bisschen Salami für aufs Brot kaufen" - Alltag für den Otto-Normalverbraucher und grundsätzlich völlig in Ordnung. Doch wie wär's, statt Salami mal etwas Anderes einzukaufen? Vielleicht ein Pesto oder einen vegetarischen Brotaufstrich? Leider muss man viel zu oft gezielt nach solchen 'exotischen' Nahrungsmitteln suchen, zumindest in handelsüblichen Supermärkten. Genau da kommt mein Idealismus wieder ins Spiel: Wenn es genug Menschen gibt, die zu Wurstalternativen greifen, werden irgendwann diese in Sichtweite und Griffhöhe stehen.
Die Deutschen wollen nämlich eigentlich gar nicht soviel Wurst und Fleisch wie angeboten wird. 10% leben bereits vegetarisch oder vegan, ganze 51%* geben an, ihren Fleischkonsum reduzieren zu wollen. Es liegt die Vermutung nahe, dass eine Mehrzahl also nur deswegen nach Fleisch und Wurst greift, 'weil's eben gerad' da liegt' oder 'man eben weiß, wie's schmeckt' und weder Lust noch Zeit vorhanden ist, nach dem alternativen 'Veggie-Kram' zu suchen. Auch die mangelnde Bereitschaft, überhaupt eine Alternative zu probieren, könnte ein Grund dafür sein, dass trotzdem soviel Wurst verkauft wird.
'Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht' - schade, schade, denn ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es unbeschreiblich leckere (und obendrein auch noch gesündere) rein pflanzliche Brotaufstriche gibt, die darüber hinaus auch bezahlbar sind (um gleich eine weitere Angst auszuräumen). Wer nicht ganz auf den 'echten Wurstgeschmack' verzichten möchte, kann auch auf Nachahmerprodukte zurückgreifen, die Wurst und Fleisch nachempfunden sind. Gerade heute habe ich wieder von einer vegetarischen Leberwurst gegessen, die - hätte es nicht auf der Pelle gestanden - als 'echte' feine Leberwurst hätte durchgehen können. Ein TV-Experiment hat neulich gezeigt, dass fast niemand schmeckt, wenn die Wurst, aus der eine Currywurst wird, durch eine Tofu-Wurst ersetzt wird (letzten Endes dient die Wurst bzw. deren Fett nämlich nur als Geschmacksträger für die Soße).
Fakt ist: 61% der Deutschen möchten weniger bis gar kein Fleisch mehr essen, aus den verschiedensten Gründen. Das stimmt mich optimistisch und ich gehe fest davon aus, dass wir irgendwann "nach der Arbeit noch schnell zum Aldi fahren" werden, um unser Soja-Schnitzel zu kaufen. Ich persönlich freue mich auf die Zeit, in der es heißen wird: "Entschuldigen Sie, aber wo haben Sie denn die Salami?" Und die Antwort lautet: "Salami, Salami... ich glaube, wir haben noch einen kleinen Vorrat da hinten in der Ecke. Danach hat aber auch lange keiner mehr gefragt." ;-)
Zum Abschluss erinnere ich noch einmal daran: Das ist nicht nur mein persönlicher, verklärter und naiver Wunsch, sondern der Wille von 61% aller Deutschen. Also: Tun wir was, lassen wir Worten Taten folgen und nehmen wir uns vielleicht etwas mehr Zeit, den nächsten Einkauf in Ruhe und Neuem gegenüber aufgeschlossen zu erledigen! Ich freue mich auf Ihre Erfahrungsberichte... :-)
*Emnid-Umfrage (2010)
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