Ich kenne die Redakteurin ganz gut

Wie schwierig es ist, als Kreisverband einer Kleinpartei in die lokalen Medien zu kommen, mussten wir in den letzten drei Jahren oft genug erfahren. Dabei könnte alles so einfach sein.

Pressemeldung um Pressemeldung. Stammtisch um Stammtisch. Infostand um Infostand. Was haben wir uns - wie es so schön heißt - 'einen abgebrochen', um zumindest auf lokaler Ebene mal in den Medien aufzutauchen und die kleine, aber feine ÖDP im Raum Aachen bekannt zu machen. "ÖDP Kreisverband Aachen lädt zum Stammtisch" war dann manchmal in der Tageszeitung zu lesen, allerdings meistens 'in der hintersten Ecke' und mit nicht mehr als ein paar Zeilen Text darunter. Als uns unser ehemaliger Bundesvorsitzender Sebastian Frankenberger besuchte, bekamen wir immerhin einen größeren Artikel im Lokalteil - 'Prominenz' zieht eben.

Einige Male enttäuscht waren wir von negativer Berichterstattung, in der wir uns dem Gespött eines selbsternannten Satirikers unserer Lokalzeitung aussetzen mussten, der uns offenbar für lächerlich und unprofessionell hielt. Auf Nachfrage teilte man uns mit, man müsse sich als Partei eben gefallen lassen, Zielobjekt der schreibenden Zunft zu sein, es herrsche schließlich Pressefreiheit. Dass große Parteien wie CDU und SPD von unserer Tageszeitung seltsamerweise nie so belächelt wurden, mag daran liegen, dass sie wesentlich professioneller sind als wir (mit ihren zahlreichen Firmenspenden im Rücken sicher auch kein Problem). Es könnte aber auch daran liegen, dass die sogenannten Volksparteien seitengroße Anzeigen in eben jenen Medien schalten, die uns zu kritisieren gedachten. Das spült natürlich Geld in die Kassen der Verlage. Und wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt? Dennoch verstehe ich unter 'Pressefreiheit' bzw. dem Neutralitätsgebot samt Überparteilichkeit etwas Anderes.

Wie dem auch sei, all das ist Schnee von gestern. Wäre da nicht ein befreundetes Aktionsbündnis, das es neulich geschafft hat, eine komplette 'Seite 3' in der Tageszeitung zu füllen - positive Berichterstattung inklusive. "Wie habt Ihr das denn gemacht?" wollten wir von den Aktiven wissen. Wir fügten hinzu, dass wir seit Jahren hoffen, auch mal mit einem größeren Artikel in der Zeitung aufzutauchen und uns zu diesem Zweck schon so ziemlich alles ausgedacht haben, was in unserer finanziellen und kreativen Macht steht, um ein bisschen mediale Beachtung zu finden. "Wie also ist es Euch gelungen, eine ganze Seite zu bekommen?" Der Vorsitzende des Aktionsbündnisses druckste erst ein bisschen herum, gab aber schließlich doch die einfache und ehrliche Antwort: "Ich kenne die Redakteurin ganz gut." Gut zu wissen, dass es mit der Presse, die nach Interessen der Leserschaft und völlig unvoreingenommen berichtet, nicht weit her ist.

Mir fiel eine Freundin ein, von der ich vor längerer Zeit Ähnliches gehört habe: Sie wollte ein bisschen Werbung für ihr Privatgewerbe (Workshops zu einem speziellen Thema) machen und bekam ebenfalls eine komplette Seite in der Tageszeitung. Eine gute Freundin ihrerseits war zufällig gerade dabei, bei der Zeitung ihre Abschlussarbeit als Redakteurin zu schreiben, da kam dieser die Story über besagtes Gewerbe recht gelegen.

Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht. Ich bin gespannt, wann es dem ÖDP Kreisverband Aachen gelingt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten zusammenzusitzen. Inhalte? Drauf geschissen! Hauptsache, man kennt die Menschen, die zu entscheiden haben, was gebracht wird und was nicht! Damit sind wir wieder bei der alten Frage: Darf man seine eigenen Ideale verraten, um höhere Ziele zu erreichen? Da rede noch einer von ehrlicher Politik bzw. der Überzeugungskraft inhaltlicher Aspekte.

Letzten Endes ist es wie im Mittelalter: Wer dem Fürsten nicht wohlgesonnen ist oder es versäumt, sich mit dessen Vasallen gut zu halten, wird mit Missachtung bestraft, wenn er nicht sogar gleich öffentlich hingerichtet wird. So primitiv ist manchmal die Welt. Und zwar nicht nur im Mittelalter, sondern auch noch im 21. Jahrhundert.

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