Einfach mal öfter auf die innere Stimme hören

Es gab eine Zeit, in der die menschliche Intuition regierte, wenn es darum ging, was gut für einen ist. In der heutigen hochtechnisierten Welt hingegen gibt es für alles Helferlein. Die Fähigkeit, auf das 'natürliche Gefühl' zu hören, gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Das macht aber nichts, schließlich wissen die Experten doch am besten, was gut für uns ist. Doch wer sind eigentlich diese 'Experten', die uns unseren Alltag vortanzen?

Der Mensch sollte viel Wasser trinken, gesunden Salat essen und genügend schlafen. Glaubt man einer derzeit aktuellen TV-Werbung, wird all dies leichter, wenn man nur die entsprechende App herunterlädt. Sie 'sagt' einem, wieviel Flüssigkeit man verloren hat bzw. zu sich nehmen müsste, wann es Zeit für eine ballaststoffreiche Mahlzeit ist und ob wir uns ausreichend regeneriert haben. (Wenn ich das richtig verstanden habe, benötigt man dafür auch noch eine teure 'Armbanduhr', die all dies misst, aber ich bin auf diesem Gebiet nicht wirklich zu Hause.) Eine ebenfalls aktuelle TV-Werbung bewirbt gar eine elektrische Zahnbürste, die das Putzverhalten via Bluetooth ans eigene Smartphone übermittelt, in dem man sein ganz persönliches 'Zahnputztagebuch' anlegen und rund um die Uhr überwachen kann. Darauf hat die Menschheit gewartet.

Vier Fragen kommen mir bei diesen 'Spielereien' immer wieder in den Sinn:

1. Sind Wissenschaft und Technik dem Menschen wirklich so überlegen?

Ist es tatsächlich ratsam, Wasser zu trinken, nur weil das Smartphone 'sagt', es sei mal wieder an der Zeit für ein Glas? Merkt der Mensch nicht intuitiv, wann er durstig ist und etwas trinken sollte? Wie 'hörig' wird man den Vorgaben, wenn sie sich heimlich, still und leise in unseren Alltag einschleichen? Einer meiner Freunde meinte einmal, als es regnete: "Es dürfte gerade hier eigentlich gar nicht regnen, laut 'Wetter.com' haben wir hier gerade Sonnenschein." Ist die Realität real oder das, was der Mensch daraus macht? - Eine hoch philosophische Frage.

2. Was bzw. wer steckt wirklich hinter den Helferlein?

Kaum jemand programmiert eine App, um der Menschheit zu helfen. Die meisten Apps verfolgen knallharte kommerzielle Ziele und sind nicht nur mit einer Menge Werbepartnern verbunden (offen oder auch nur im Hintergrund), sondern greifen auch heimlich Daten ab. Dem hat der Nutzer zwar offiziell zugestimmt, indem er die Nutzungsbedingungen bestätigt hat, doch seien wir mal ehrlich: Wer liest diese wirklich im Detail durch? All das mündet in der Frage: Welches Ziel verfolgen die Apps tatsächlich? Um zum Wasser-Salat-Schlaf-Beispiel zurück zu kommen: Welche objektive(!) Instanz bestätigt, dass die Empfehlungen medizinisch korrekt sind? Wer kontrolliert, ob nicht mehr Wasser empfohlen wird, als gut für den Organismus ist? Wen wundert es da überhaupt noch, dass irgendwann Mineralwasser- und Schlafmittel-Werbung 'hereinflattert'? Geht der Mineralwasserabsatz zurück, empfiehlt der Hersteller in seiner App einfach die doppelte Menge. Ist das noch Gesundheitskontrolle? Und wenn ja, mit welchem 'Mehrwert'?

3. Vereinfachen Apps und Programme wirklich unseren Alltag?

Zahlreiche Forscher haben bereits bestätigt, was Smartphone-Enthusiasten nicht wahrhaben wollen: Apps und andere 'Hilfsprogramme' erleichtern unseren Alltag nur, wenn wir sie dosiert und überlegt einsetzen. Das Problem: Dies tut fast niemand. Im Gegenteil: Meist nimmt das Herunterladen, Aktualisieren, Kontrollieren und Nutzen der App mehr Zeit in Anspruch als die jeweilige Tätigkeit ohne elektronische Hilfe. - Beispiel: Der Wetterbericht. Ich kann mein Smartphone aus der Tasche ziehen, die entsprechende Wetter-App aufrufen, meinen Standort eingeben (oder ihn gleich - Datenschutz adé - per GPS automatisch bestimmen lassen) und auf den aktuellen Tag klicken, um herauszufinden, welches Wetter gerade herrscht. Ich kann stattdessen aber auch einfach in den Himmel gucken. - Für die Zahnputz-App bedeutet das: Ich kann den Zahnarzt fragen, ob ich gründlich genug putze. Ich kann aber auch die App fragen und a) darauf hoffen, dass sie richtig funktioniert (immerhin steckt die dafür benötigte Sensor-Technik noch in den Kinderschuhen) und b) mich damit abfinden, dass ich garantiert noch nicht genug geputzt habe und bestimmt noch Zahnseide und eine spezielle Zahncreme benötige - von einem ganz bestimmten Hersteller, versteht sich, was mich wiederum an meinen 2. Punkt (s.o.) erinnert.

4. Was passiert, wenn die elektronischen Systeme einmal ausfallen? Ist der Mensch dann überhaupt noch fähig, seinen Alltag zu meistern?

Je mehr wir unseren Alltag bzw. unsere vielzitierten 'Lebensmittelpunkte' ins Netz bzw. ins Smartphone verlagern, desto mehr verlieren wir den Bezug und das 'Gefühl' für die Realität. In diesem Punkt haben uns die Naturvölker einiges voraus: Sie können ohne Strom, Gas, Öl und Neue Medien überleben, falls irgendeine dieser Quellen einmal versiegen sollte. Sie sind autark und weitgehend unabhängig von all den Dingen, die sich schleichend in unser modernes Leben mogeln und uns vorgaukeln, mit ihnen sei alles einfacher.

'Back to the Roots' könnte mein Appell an all jene lauten, die tatsächlich meinen, sie könnten mit schicken Gimmicks ihr Leben vereinfachen. Solange man die 'Spielereien' als eben solche ansieht und mit dem nötigen Abstand nutzt, möchte ich sie auch gar nicht pauschal verteufeln. Kompliziert bis gefährlich wird es, wenn das Smartphone unsere natürlichen und angeborenen Fähigkeiten ersetzen soll und es vermeintlich besser weiß als unsere innere Stimme. Wer meint, er brauche diese Dinge dennoch unbedingt, der sei an ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry erinnert: "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann." Damit sei dieser Blog-Artikel beendet, denn ich verspüre Hunger - das sagt mir keine App, sondern mein Bauch. Mahlzeit!

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