Bei Technik-Fragen Tech-Nick fragen - oder in den Wald gehen!

Lesen Sie hier, wie aus einem gestörten TV-Empfang ein idyllischer Waldspaziergang und ein leckeres asiatisches Essen wurden!

Seit einigen Wochen ist unser TV-Empfang gestört. Das Bild zeigt Störungen, es grieselt und 'schneit' in einfarbigen Flächen. Gut, ich gehöre zu der historischen Spezies, die immer noch analoges Kabelfernsehen schaut. Weil das für meine Zwecke völlig ausreicht, weil mein TV-Gerät keinen integrierten Digitalreceiver hat und weil ich - auf gut Deutsch gesagt - keinen Bock habe, mich mit der ganzen Thematik auseinanderzusetzen: Welcher zwischenschaltbare Receiver wäre geeignet, kann der auch HD, müsste ich besser ein HDMI-Kabel nehmen, um die Bildqualität zu verbessern usw. usf.? Meine Mutter schaut HDTV. Manchmal schaue ich mit. Und merke, dass es gar nicht so schlimm ist, kein HD-TV zu gucken: Wenn sich bei Maischberger Alice Schwarzer, Michel Friedman und Detlef D. Soost um Kopf und Kragen reden, ist mir HD manchmal ein bisschen 'zu real' - so sehr interessiert mich Frau Schwarzers Make-Up dann doch nicht... ;-)

Doch zurück zu meinem Analog-Empfang! Dieser ist - wie gesagt - gestört und so riefen wir den Fernsehtechniker unseres Vertrauens an - unser persönlicher 'Tech-Nick' sozusagen -, damit dieser sich mal die Empfangsstärke vornimmt und überprüft, ob das verschneite Bild an der 'Kabelei', den Steckern oder unseren Augen liegt. Erst erzählte uns dieser, ein Digitalsignal könne nicht gestört sein, es käme entweder klar an oder gar nicht - an dieser Aussage zweifele ich bis heute. Zurecht, wie sich herausstellte, denn er maß Abweichungen in der Signalstärke, auch im Digitalempfang meiner Mutter. Eine Überprüfung der 'Dosen' im Keller ergab, dass ein paar Käbelchen lose waren. Diese wurden 'fix' nachgezogen: "Haben Sie mal einen 12er-Maulschlüssel zur Hand? Eine Flachzange tut's auch." Klar, denn es ist als Kunde MEINE Aufgabe, dem Fernsehtechniker geeignetes Equipment zur Verfügung zu stellen... :-/ Am Empfang änderte sich jedoch auch nach der Drehe- und Schrauberei nichts. Daraufhin kam ICH auf die Idee: "Könnte man nicht mal die Signalstärke an der Eingangsbuchse messen?" Der Techniker war sichtlich zögerlich drauf, denn er antwortete: "Joah, das könnte man machen, allerdings habe ich das Messgerät jetzt nicht dabei." Aha, hatten wir nicht am Telefon gesagt, wir hätten Empfangsstörungen? Und selbst, wenn nicht: Gehört ein Gerät zur Messung der Eingangssignalstärke nicht in jeden guten 'TV-Mann-unseres-Vertrauens-Werkzeugkoffer'? "Sie können ja mal an den Frequenzbandrädchen herumdrehen und dann mal selbst sehen, ob sich was am Bild ändert. Wenn das nichts bringt, komme ich nochmal mit dem Messgerät." Und zack, war der TV-Fritze auch schon weg! Ich werde mich hüten, selbst am Verstärker Hand anzulegen oder irgendwelche Parameter zu verstellen! "Bei Kabelfernsehen, das über drei Etagen durch die Wände geht, ist es natürlich auch immer schwer, eine Ursache auszumachen", sind die Worte, die mir noch im Ohr verblieben sind, bevor der TV-Mann von dannen zog. Was ziehe ich nun für ein Fazit? 1. Der Tech-Nick vom Saturn hätte uns sicher besser geholfen. 2. 'Unser' TV-Mann hat eigentlich NICHTS dazu beigetragen, das Problem zu lösen. 3. Selbst ist der Mann!

Als logische Konsequenz aus Punkt 3 ging ich ins Internet, um dort nach einer Lösung für mein vergrieseltes TV-Bild zu suchen. Nicht nur, dass es wirklich interessant ist zu sehen, wie viele "Experten" sich im Internet tummeln ("ich weiß ganz sicher, woran sowas liegt - ach nee, doch nicht"), nein, auch die Vielzahl der Lösungsansätze ist beeindruckend: "Tausch doch die Dose in der Wand mal aus!" (Anm.: Die kann man nicht tauschen, ohne die Wand aufzuhämmern.) "Benutz doch mal besser geschirmte Kabel!" (Anm.: Habe ich schon längst.) "Wackel doch mal an den Steckern!" (Anm.: Ach was!?) "Wieso schaust Du überhaupt noch analog, bist Du von gestern?" (Anm.: Ihr habt Recht, auf den Marktplatz mit mir und dann steinigt mich!)

Ich fand alles im Internet: Selbst ernannte Spezialisten, Besserwisser, Freaks, die schon gar keinen TV-Anschluss mehr haben, weil sie nur noch über ihren mit dem Internet verbundenen Full-HD-mega-Plasma-Trümmer streamen und 'Video-on-demanden' (das Gruselige ist, dass ich sogar weiß, was das alles bedeutet... :-) ). Doch ich suchte ja immer noch nach einer Lösung für mein Problem. Also tauchte ich ein in die Welt von 'HD ready' und Scart-Kabeln mit Goldkontakten (die gibt's wirklich), denn auch mein DVD-Bild ist verbesserungswürdig. Ich reiste durch Universen aus HD+-Receivern und Pay-TV-Karten, ich verlor mich regelrecht in der großen weiten Welt der TV-Technik. Bis, ja bis ... mein Internetanschluss streikte. "Host auflösen" stand da minutenlang im unteren Teil des Browserfensters. Internetseiten ließen sich nicht mehr aufrufen, ohne dass dies mehrere Minuten in Anspruch nahm. Da ich aber - entgegen der landläufigen Meinung - nicht von gestern bin, wusste ich, was zu tun ist: Router-Stecker ziehen, 10 Sekunden warten, Router-Stecker wieder einstöpseln! Damit der Router beim Einwählen eine neue Registry bekommt.

Nachdem auch dieses Problem gelöst war, gab ich mich TV-technisch geschlagen: Weder der Fernseh-Mann noch meine Internetrecherche noch eine meinerseits aus Trotz durchgeführte 'Ich-stecke-einfach-mal-sämtliche-Kabel-aus-und-wieder-ein-Aktion', bei der ich hinter meinem TV-Regal auf einem Kabel ausrutschte und mir an einem Holzbrett fast das Genick brach - nichts von alledem war erfolgreich. Ich wackelte noch ein letztes Mal verzweifelt an meiner Antennen-Weiche herum (die ich wiederum für eine Spielkonsole brauche) und sank erschöpft auf mein Sofa: "Dann schaust Du eben ein vergrieseltes Bild an", dachte ich bei mir und zappte frustriert durch die Programme. Ich zappte und zappte und zappte (dabei empfange ich analog nur 29 Kanäle... :-))) ) und zappte und zappte und zappte und stellte mir beim Zappen die Frage, wofür ich eigentlich so einen Aufstand gemacht hatte.

Was wollte ich denn störungsfrei sehen? Die Ruf-mich-an-Fraktion, die gleichförmig mit ihren Brüsten winkt? Die immer gleichen Fließband-Talkshows, in denen die immer gleichen Nasen immer gleiche Fensterreden halten? Die 300. Wiederholung einer Hitler-Dokumentation auf einem der beiden 'Nachrichten'kanäle? Die 400. Wiederholung des Freimaurer-, Ufo- oder Was-auch-immer-Skandals auf dem Konkurrenzsender? Oder reizte mich doch die Werbung, die inzwischen gefühlte 50% der Sendezeit der Privatsender einnimmt? Hatte der Internetfreak mit seinem Streaming letzten Endes Recht? Er kann gucken, was er sich gezielt auswählt und nicht das, was einem gerade vorgesetzt wird. Ich tröstete mich mit einer Naturdokumentation, die mich - obwohl ich auch diese schon einmal gesehen hatte - bei einem Öffentlich-Rechtlichen verweilen ließ. "Hier ist die Welt noch in Ordnung!" Ich hatte es gerade gedacht, da wurde das Rehkitz von einer Welle an Bildstörungen erfasst: Sein Fell war nicht mehr rötlich-braun, sondern rötlich-braun mit grauen Flecken. Sein Fell sah aus, als wäre es von einer Million kleiner Ameisen übersät, die sich emsig hin und her bewegten. "Verdammte Axt! Jetzt vergrieselt mir das TV-Gerät sogar schon die unberührte Natur." Ich ärgerte mich im Stile eines HB-Männchens, denn ich war - um es mit Mario Barth zu sagen - 'völlig geneheeeeeeeeervt'! >:-/ NATUR - das war mein Stichwort. Wollte ich nicht ohnehin nochmal das schöne Wetter genießen und eine Wanderung um die nahe gelegene Talsperre unternehmen? Wollte ich nicht auch nochmal gemeinsam mit meiner Freundin bei diesem neuen Asiaten Essen gehen? Mensch, geh doch raus in die Welt, anstatt Dich mit 'hausgemachten' Problemen herumzuquälen!

Das asiatische Essen haben wir inzwischen genossen. Es war 'störungsfrei' und ein Erlebnis für alle Sinne. Der Waldspaziergang steht noch aus, ich werde eine neue Wanderung unternehmen, sobald sich das Wetter ein wenig bessert. Vielleicht sehe ich Rehe. Und zwar garantiert in Real-3D, mit einer Auflösung, die besser nicht sein könnte, schön rot-bräunlich schimmernd, ohne Rauschen und graue Flecken. Dafür brauche ich keinen Fernseher, keinen Techniker, kein Internet und keine entstörten Goldkabel. Ich brauche keine Smartwatch, die mir sagt, wie schnell ich zu gehen habe und ich brauche auch keine Hightech-Brille, die mir die Natur auf die Netzhaut projiziert. Ich brauche nur mich und ein aufmerksames Auge.

Vielleicht sollten wir uns öfter auf die einfachen Dinge im Leben besinnen, anstatt dafür zu arbeiten, uns mit neumodischem Schrott vollzumüllen, der teuer in der Anschaffung, teuer im Unterhalt (Stichwort: Wartung und 'Updates') und fehleranfällig ist. Nun ist ein analoger Kabelanschluss noch lange kein High-End, doch viele Dinge, mit denen wir uns nur umgeben, um die Illusion der Moderne aufrecht zu erhalten, bieten nicht wirklich Erleichterung oder Vereinfachung, geschweige denn eine tatsächliche Verbesserung. Im Gegenteil: Die Technik wird immer komplexer und der Laie immer überforderter, mit ihr Schritt zu halten. Mein gestörter TV-Empfang ist das beste Beispiel dafür, dass man Zeit und Nerven in etwas investiert, das man eigentlich eher ablehnt, während man andere Dinge, die man eigentlich viel lieber tut, vernachlässigt.

Mein Fernseher wird in Zukunft öfter mal aus bleiben. Und wenn es noch lange regnet und meine nächsten Wanderungen noch eine Weile warten müssen, dann hat der China-Mann bestimmt auch noch ein paar Köstlichkeiten im Angebot, die wir noch nicht probiert haben... ;-)

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