"Entschuldigung, was halten Sie von Nachhaltigkeit?" - Mit diesen Worten spreche ich ab und zu Leute an, die an einem unserer Infostände vorbeikommen. Zunächst das Erfreuliche: Durchweg positive Reaktionen.
"Das ist ja toll, dürfen wir Ihnen denn ein bisschen über eine Partei erzählen, für die Nachhaltigkeit oberstes Ziel ist?" - "Ähm nee, ich habe keine Zeit und muss schnell noch was erledigen." Nicht selten sieht man solche Personen dann wenig später in einem Straßencafé sitzen. Ich frage mich: Woher kommt diese Diskrepanz? Auf der einen Seite reden alle von Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Umgang mit den Ressourcen der Erde, auf der anderen Seite haben die Menschen plötzlich keine Zeit mehr, wenn es darum geht, wirklich etwas (nachhaltig!) zu verändern.
Auf den ersten Seiten eines aktuellen Bücherkataloges stechen einem - überschrieben mit der provokanten Frage "Nach uns die Sintflut?" - zwei Buchtitel besonders ins Auge:
1. 'Wege aus der Wachstumsgesellschaft'
2. 'Wir konsumieren uns zu Tode - Warum wir unseren Lebensstil ändern müssen, wenn wir überleben wollen'
Laut Anbieter geht es in den Büchern darum, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann und was der Preis für unseren Wohlstand ist. Zwei Bücher am Zahn der Zeit, sicherlich gut verkauft (sonst würden sie keinen so großen Raum im Katalog einnehmen) und oft gelesen. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass viele Menschen solche Bücher nach der Lektüre einfach weglegen und denken "jaja, das ist schon alles schlimm", aber trotzdem so weiterleben wie bisher.
Nicht anders verhält es sich mit den großen Volksparteien: Alle reden von Nachhaltigkeit, aber nur wenige politische Entscheidungen zielen wirklich darauf ab. Was bringen 'Die Grünen' und ihr 'Öko-Sprit' E10 - unter echten Nachhaltigkeitsaspekten eine Katastrophe -, wenn sie sich gleichzeitig von Automobilkonzernen die Parteikassen füllen lassen? Für mich ist das eher Surfen auf einer Trendwelle und Effekthascherei als gelebte und ernsthafte Nachhaltigkeit.
Doch auch abseits der großen Politik ist einiges im Argen. Viele Leute verstehen nicht, dass bereits das eigene Leben als Denkanstoß für Andere fungieren kann; 'Vorleben statt Bekehren' heißt die Devise. Erst neulich sprach mich eine Freundin auf mein flexitarisches Verhalten an; sie zeigte sich beeindruckt (sicher nicht mein Hauptanliegen, aber dennoch) und das Thema Fleischkonsum war sofort präsent.
So fällt mir letzten Endes Mario Barth ein, dessen Spruch hervorragend zum Thema passt; vielleicht gelingt es damit, Nachhaltigkeit (nachhaltig) auch in den Köpfen der Menschen zu verankern. Wie der Spruch lautet? - "Nicht quatschen! ... Machen!"
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