Ahimsa - ein uraltes buddhistisches Prinzip im neuen Gewand

'Ahimsa' kommt aus dem Sanskrit und bedeutet 'Gewaltlosigkeit'. Genauer handelt es sich um eine buddhistische Verhaltensregel, deren Missachtung schlechtes Karma erzeugt. Doch auch jenseits fernöstlicher Religion lässt sich Ahimsa im Alltag leben. In Brasilien entstand auf dieser Basis sogar ein kleines Unternehmen. Für mich persönlich ist Ahimsa, das wörtlich 'nicht verletzen' bedeutet, eine der Grundlagen meines Vegetarismus.

Nicht nur der Buddhismus, sondern auch der Hinduismus sehen Ahimsa als eines ihrer wichtigsten Prinzipien, da es das Töten oder Verletzen von Lebewesen untersagt. Letzterer geht davon aus, dass zwischen menschlicher und tierischer Seele dem Wesen nach kein Unterschied besteht. Streng genommen untersagt das Prinzip sogar auch die willkürliche, unnötige Zerstörung von Wild- und Nutzpflanzen. Daraus abgeleitet erzeugt - nach religiöser Vorstellung - jede Form der Gewaltausübung schlechtes Karma. Somit beschränkt sich die Verhaltensregel nicht nur auf Nahrungsaufnahme, sondern auch auf andere Lebensbereiche - kurzum: auf alle Bereiche menschlichen bzw. lebendigen Miteinanders.

Vereinfacht ausgedrückt geht es mir bei diesem buddhistischen Prinzip darum, das eigene Handeln permanent der Frage zu unterziehen, ob es Anderen schaden könnte - dies schließt für mich auch sprachliche oder seelische Gewalt mit ein. Diese sehr einfache Botschaft kann weitreichende positive Folgen haben: Angewandt auf politische Wahlen, einen simplen Einkauf oder auch das eigene Verhalten gegenüber Arbeitskollegen, kann Ahimsa eine ungeahnte 'Strahlkraft' entwickeln. Der westlich orientierte Mensch würde sagen: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus." Und tatsächlich hat Ahimsa nach meinem Verständnis eine Menge mit unserer Wirkung auf Mitmenschen zu tun - es ist sozusagen die spirituelle Form des politischen Pazifismus.*

"Worte klingen immer gut, doch wo sind die Taten?" Neben den oben aufgeführten 'Anwendungsbereichen' lässt sich Ahimsa auch noch in anderen Zusammenhängen wiederfinden. So stieß ich vor einiger Zeit auf eine vegane Schuhmarke aus Brasilien, die nach dem fernöstlichen Prinzip benannt ist und auch danach handelt und produziert (www.rootsofcompassion.org/de/schuhe-2/ahimsa/ahimsa-sneaker-braun): Natürlich vorkommende Rohstoffe, faire Arbeitsbedingungen, biologische Materialien, ethische Produktion, keine Bestandteile tierischen Usprungs, keine umwelt- oder gesundheitsgefährdenden Chemikalien. Es gibt sie also doch: Die positiven Auswirkungen der Globalisierung.

Und auch wenn die brasilianische Schuhmanufaktur nur ein kleines Beispiel ist, stimmt es mich zuversichtlich, dass es ein Jahrtausende altes buddhistisches Prinzip nach Brasilien geschafft hat, dort neu interpretiert wurde und dadurch dafür sorgt, diese Welt mal wieder ein kleines Stückchen besser zu machen. Ein Paradebeispiel globalisierter Inspiration, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden. Dennoch soll dieses industrielle Beispiel nicht von unserer eigenen Verantwortung ablenken. Denn egal, ob man die Prägung der eigenen Seele mit 'Karma' überschreibt oder nicht: Gewaltverzicht ist unter beinah allen Umständen zu begrüßen. Wer ihn nicht religiös motiviert sehen möchte, kann ihn ethisch oder politisch herleiten.

Wieso ich diesen Artikel dennoch mit dem religiösen Begriff überschrieben habe? Weil Religion für mich mehr ist als der Glaube an einen Gott. 'Religion' kommt aus dem Lateinischen und steht dort für 'gewissenhaftes Berücksichtigen' oder auch 'Achtgeben'. Wer sich der Welt und ihrer nirgendwo nachlesbaren, aber dennoch spürbaren Wahrhaftigkeiten bewusst wird, der wird spüren, dass auch Ahimsa nichts anderes ist, als ein natürlicher friedlicher Urgedanke, der eigentlich keiner Regel bedarf, sondern als tiefer Wunsch in uns allen verankert ist. Auch und gerade im westlichen 21. Jahrhundert.

[*Hinweis: Damit nicht der Eindruck einer verklärten Religionsromantik oder falscher Fakten entsteht, möchte ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass Ahimsa im streng hinduistischen Sinne - anders als in weiten Teilen des Buddhismus - kein pazifistischer Gedanke ist und Gewalt zur Lösung von z. B. kriegerischen Konflikten durchaus als Mittel zum Zweck eingesetzt werden darf. Auch manche (Tier-)Opferstätten der vedischen Religion sind von Ahimsa ausgenommen. Ich bin so frei, auf der Basis meiner ursprünglich westlich-christlichen Prägung sowie individueller Überlegungen von dieser Auslegung Abstand zu nehmen.]

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